Verbandstag 2015 in Denkendorf
Verbandstag des Landesverbandes proBürgerBus BW e. V.
Am Sonntag, 13. September 2015 in der Festhalle in Denkendorf
Unter der Leitung von Präsident Sascha Binder fand am Sonntag, 13. September der zweite Verbandstag des Landesverbandes proBürgerBus in der Festhalle in Denkendorf statt. Gekommen waren dazu Vertreter nahezu aller Mitgliedsvereine aus ganz Baden-Württemberg. Erst am Morgen war bei einer vorausgegangenen Präsidiumssitzung als 20. Mitglied im Landesverband die Gemeinde Oberboihingen im Landkreis Esslingen aufgenommen worden
Präsident Sascha Binder ging in seinem Bericht ein auf die geleistete Arbeit im ersten Jahr des 2014 gegründeten Landesverbandes. Hinter den jetzt 20 Mitgliedsvereinen stünden 800 ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen, 2500 Vereinsmitglieder und rund 250.000 Fahrgäste (pro Jahr). Der Landesverband sei die Vertretung der Bürgerbusvereine nicht nur nach außen, sondern leiste auch intensive Beratung nach innen. Rund 30 mal habe der Verband landesweit intensive Beratungen beim Aufbau von Bürgerbusprojekten durchgeführt. Binder dankte hier vor allem dem ehrenamtlichen Geschäftsführer Fred Schuster für sein außergewöhnliches Engagement.
In vielen intensiven Gesprächen mit dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur und der Nahverkehrsgesellschaft habe der Verband seine Interessen bei der Förderung von Bürgerbusprojekten einbringen können. Im Mittelpunkt solcher Gespräche stünde nicht nur die Förderung der Anschaffung von Bürgerbussen, sondern auch die Forderung des Verbandes nach einer Verwaltungspauschale. Eine solche Verwaltungspauschale könne die praktizierte Kostenübernahme des Landes für die Personenbeförderungsscheine der ehrenamtlichen Fahrer von Bürgerbussen ablösen. Die finanzielle Förderung des Landes bleibe weiter Thema. Binder bezeichnete diese als „ersten Einstieg".
Das bewegende Thema im Landesverband ist die Nutzung von e-Mobilität bei Bürgerbusprojekten. Darauf wies der Verbandspräsident hin. Sorge bereite hier die Tatsache, dass die Fahrzeuge durch die Akkus an Gewicht zulegten, die jetzige Begrenzung der Führerscheine B der Bürgerbusfahrer auf 3,5 Tonnen nicht mehr einzuhalten sei. Der Landesverband wolle sich mit den Verbänden bundesweit zusammenschließen, um gemeinsam die Forderung nach einer Anhebung von dieser Begrenzung auf 4,5 Tonnen (für die Feuerwehren besteht hier bereits eine Ausnahme) zu bekräftigen. Ziel sei es, das Thema auf die Tagesordnung der Landesverkehrsminister-Konferenz im Frühjahr 2016 zu bringen.
„Wir brauchen eine Bürgergesellschaft die zupackt und sich aktiv einbringt", lobte Denkendorfs Bürgermeister Peter Jahn in seinem Grußwort beim Verbandstag den Einsatz der vielen Vertreter der Bürgerbusprojekte im Land. Denkendorf selbst gründete 2010 den Bürgerbusverein. Seit 2011 ist „Wink + Fahr" regelmäßig in der Kommune unterwegs und zeichne eine steile Erfolgskurve. Bürgerbusse seien längst zum unverzichtbaren Mobilitätsmodell gerade auch für die ältere Generation geworden. Bürgermeister Jahn lobte die Vernetzung der Bürgerbusprojekte über den Landesverband und dessen Bereitschaft zur Beratung und Begleitung bei der Verwirklichung neuer Projekte.
Dr. Martin Schiefelbusch von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW) überbrachte die Grüße des Verkehrsministeriums und der Nahverkehrsgesellschaft. Bürgerbusprojekte lebten vom Engagement aller. Das Land verstehe sich als Partner dieser Bewegung, wolle diese fördern und geeignete Rahmenbedingungen schaffen.
Unter dem Dach des Landesverbandes gemeinsam Forderungen an die Politik voranzubringen, den Erfahrungsaustausch zu pflegen, ist für Gerd Schmucker, den Vorsitzenden des Bürgerbusverein Denkendorf wichtig. Wie viel Freude der Einsatz im ehrenamtlichen Fahrdienst mache, schilderte er an Beispielen aus dem Alltag der Bürgerbusfahrer und –fahrerinnen. Der Bürgerbusverein Denkendorf richtete mit Unterstützung des Bürgerverein Wendlingen den Verbandstag 2015 in Denkendorf aus.
Die Universität Stuttgart führt in Zusammenarbeit mit Einrichtungen des Landes derzeit in Ebersbach, Salach, Uhingen und Wendlingen den Modelversuch e-Bürgerbus durch. Als Gastredner beim Verbandstag informierte Diplom-Kaufmann (M. Sc.) Benedikt Krams über diesen Modellversuch. Derzeit fänden Erhebungen bei den Fahrer und den Fahrgästen der am Modellversuch teilnehmenden Bürgerbusvereine statt. Er verwies auf den Versuch als Teil des Schaufenster Elektromobilität" Baden-Württemberg. Dazu gehörten rund 40 Einzelprojekte und eben auch der Modellversuch e-Bürgerbus.
Ziel des Modellversuchs, so Benedikt Krams, sei die praktische Erprobung und Evalution des Einsatzes von elektrisch betriebenen oder mit Hybridantrieb ausgestatteten Bürgerbussen. Liefern solle der Versuch eine Entscheidungsvorlage über die Sinnhaftigkeit von e-Bürgerbussen. Größte Schwierigkeit sei derzeit die Suche nach einen geeigneten Fahrzeug. Leichte Nutzfahrzeuge der „Sprinterklasse", wie sie von Bürgerbussen in der Regel nutzt würden, seien derzeit nur sehr eingeschränkt verfügbar. Der Personentramnsport sei nur eine Randerscheinung und Einzelanfertigungen.
Auch Krams räumte ein, dass hier das Batteriegewicht viele Kompromisse erfordere, wolle man die Einhaltung des Gesamtgewicht von 3,5 Tommen, der acht Fahrgastsitzplätze und der Barrierefreiheit bzw. Niederflurigkeit der Fahrzeuge nicht aufgeben.