Neue Ideen fürs Fahren und Befördern

BürgerBus 3 Rosen - Rielasingen-Worblingen:

Auszug aus dem Südkurier vom 28.06.2016:

 

Bürgerbusse und Auto-Teilen bieten zukunftsträchtige Alternativen für Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Buslinien werden besser an Zugverbindungen angehängt.

von Albert Bittlingmaier

Hegau. "Bis in fünf Jahren fahren gut fünzig Prozent der Autos mit Strom aus der Steckdose." Diese kühne These stellt Andreas Gerlach aus Arlen auf. "Schon wegen den immer strengeren Abgas-Verordnungen, die heute die Autohersteller für Benzin- und Dieselmotoren nicht mehr halten können, wird diese Entwicklung unaufhaltsam", betont Gerlach. Und er will noch mehr. Der Strom soll ausschließlich aus regenerativen Energien, wie Solar-Anlagen, gewonnen werden. Zusätzlich müssen die Fahrzeuge effizienter genutzt werden. Auto-Teilen heißt sein Zauberwort. Dem hat sich der Energiefachmann auch als Bauplaner verschrieben.

"Angefangen hat es mit einem Projekt der Erzdiözese Freiburg, die Elektroautos für Sozialstationen zur Verfügung stellte. Deren Beschäftigte fahren meist Kurzstrecken, was sich besonders für Elektro-Autos eignet", sagt Gerlach. Nach dem Start mit der Sozialstation des Rielasinger Pflegezentrums St. Verena haben wir das Auto-Teilen Zug um Zug ausgebaut", sagt Gerlach. Er erwarte nun das sechste Fahrzeug, das er wie die anderen kaut, um sie dann zu vermieten. "Der relativ hohe Anschaffungspreis hält noch viele Menschen davon ab, ein Elektro-Auto zu kaufen. Da wir sie aber zu bestimmten Zeiten an verschiedene Nutzer vermieten, gibt es ein e hohe Effizien. Das Auto kostet nur Geld, wenn es fährt.

Erster Bürgerbus im Hegau

In derselben Gemeinde leistet Udo Heggemann Pionierarbeit bei einem anderen Verkehrsprojekt. Er hat den ersten Bürgerbus im Hegau auf den Weg gebracht. "Vor etwa zwei Jahren beschätigte ich mich mit der Sache. Gerade ältere Bürger, die kaum mobil sind, haben weite Wege von ihren Wohnungen zu Einkaufsmärkten oder auf Friedhöfe. Die zwei Buslinien sind teils über einen Kilometer entfernt von Wohngebieten", berichtet Heggemann. In anderen Regionen gebe es seit vielen Jahren Bürgerbusse mit großen Erfolgen. "Nachdem ich mich auch bei näheren solchen Einrichtungen wie in Pfullendorf, erkundigte, weckte ich das Interesse des Seniorenrates und des Gemeinderates", so Heggemann. Gemeinsam sei eine Konzeption für en Bürgerbus erstellt worden. Es stehe nur noch eine in Aussicht gestellte Förderung des Landes aus.

"Wir gehen in die Vorleistung und kaufen zwei Acht-Sitzer-Kleinbusse", schildert Ralf Baumert, Bürgermeister von Rielasinen-Worblingen. "Es haben sich schon über 30 ehrenamtliche Fahrer gemeldet. Noch etwa zehn mehr sollten es sein, um einen guten Betreb des Bürgerbusses zu ermöglichen", so Baumert. Er sieht ihn als optimale Ergänzung der beiden Buslinien Rielasingen und Arlen/Worblingen mit möglichen Umstiegen. "Das Interesse von Fahrern, darunter auch Frauen, finde ich überwältigend. Sie können mit dem normalen Autoführerschein fahren, müssen aber einen gesundheitlichen Test ablegen," sagt Udo Heggemann. "Wir hoffen, dass der Bürgerbus ab Februar 2017 fährt", so Heggemann. Die Abstände der 40 Haltestellen sollen maximal 300 bis 500 Meter betragen.

"Beim ÖPNV setzt der Landkreis Konstanz verstärkt auf gute Anschlussverbindungen zwischen Zügen und Bussen. Das ist eine klare Vorgabe des Nahverkehrsplans", betont Ralf Bendl, als Ressortleiter beim Landratsamt Konstanz auch für den ÖPNV zuständig. "Einsparungen der ökonomisch und ökologisch nicht sinnvollen Parallenverkehr werden in zusätzliche Verkehrsleistung investiert. Die Fahrgäste profitieren vom erweiterten Verkehrsanbgebot", so Brendl.